Mittelständler triumphieren bei Audi

Carl Stahl und Nopo liefern erstmals zwei Krananlagen an Ingolstädter Audi-Werk

Dass sich Neulinge bei Premium-Konzernen wie Audi gegen eingefahrene Lieferanten durchsetzen, kommt selten vor. Beim Ausbau des neuen Druckguss-Werks in Ingolstadt trat dieser Fall ein: Seil-, Hebe- und Sicherheitstechnik-Spezialist Carl Stahl München und Hersteller Nopo-Engineering lieferten Audi zwei große Krananlagen.

Beide Unternehmen sind nicht mehr unbedarft im Geschäft mit großen Automobilherstellern: Nopo-Engineering baute Manipulatoren und Krananlagen für Mercedes in der Türkei, Skoda, Hyundai und Bosch in der Tschechischen Republik, und für KIA sowie den PSA Peugeot Citroen-Konzern in der Slowakei. Zusammen mit Carl Stahl landete das Unternehmen bei einer VW-Ausschreibung für eine Krananlage in Bratislava auf Platz zwei. Da finanziell wie technisch bereits fast alles gestimmt hatte, bewarben sich die Partner um eine Erfahrung reicher bei Audi. Denn Carl Stahl wiederrum liefert seit Jahren an deutsche Automobilkonzerne intralogistische Materialfluss-Lösungen mit unterschiedlichsten Hebegeräten und Arbeitssicherheitstechnik.

Die mehrere hunderttausend Euro teuren Krananlagen müssen höchsten Anforderungen mit komplexen Funktionen gerecht werden. Denn beispielsweise stehen die Krane in Gießerei- und Druckguss-Werkshallen, wo etwa Aluminium geschmolzen wird. Da sich hierher aufgrund der Hitze unter keinen Umständen die per Kran transportierten Motor-, Rahmen- und andere Konstruktionsteile verirren dürfen, definierte Audi in mehreren Schritten Umfahrzonen. „Diese lassen sich etwa durch ein Laserwegmess-System frei programmieren und setzten dadurch einiges mehr um. Nopos Herausforderung war dabei, flexibel zu sein und alle Technologien anzupassen“, sagt Petr Mahdal, Key Account-Manager bei Carl Stahl in Tschechien. Er fungierte vor allem als Koordinator zwischen den tschechischen Technikern und Audis Projektplanern. Dies war bisher die große Hürde, weshalb Nopo-Engineering  nicht auf dem deutschen Markt anbieten konnte: Viele Konzerne und EG-Richtlinien verlangen wie Audi die komplette Dokumentation und alle Vorgänge in Landessprache.

„Um auf die hohen Ansprüche von Audi bestens vorbereitet zu sein, waren die Kontakte der Carl Stahl-Mitarbeiter wie Produktmanager Gerhard Schillinger aus München von großem Wert“, sagt der Hebetechnik-Experte. Schillinger hat jahrelang bei einem namhaften Kranhersteller gearbeitet und steht mit einigen Projektleitern von Audi in Ingolstadt seit Jahren eng in Kontakt, was Lastaufnahmemittel-, Kleinkransysteme, Kranzubehör und andere Hebegeräte angeht.

Dass sich Unternehmen wie die Carl Stahl GmbH München, einer der führenden Lastaufnahmemittelhersteller und die Carl Stahl & spol, s.r.o. Prag gemeinsam mit einem mittelständigen, tschechischen Cranes & Handling Systemhersteller zusammentun und den Mut aufbringen, sich gegen große Kranhersteller durchzusetzen, ist selten. Und dass es zustande kommt, benötigt Zeit, sowie gute Chemie und Kommunikation. „Die technischen Kompetenzen und die hochkommunikative, einsatzstarke Zusammenarbeit zwischen den Münchner und Prager Kollegen sowie den Nopo- und Audi-Ingenieuren ist großartig. Diese gaben den Ausschlag für das Gelingen“, sagt Gerhard Hery. Der Automotiv-Key-Accounter von Carl Stahl am Süßener Stammsitz hatte die Arbeit seiner tschechischen Kollegen mit Nopo bei einem Besuch in Prag vor zwei Jahren kennengelernt.

„Die Nopo Engineering-Produktionsgesellschaft ist enorm gut aufgestellt und meine Kollegen in Prag und München hatten den notwendigen Mut“, sagt der Automotive-Manager. Daraufhin startete der erste Versuch mit VWs Ausschreibung in Bratislava, bis beim zweiten dann alles passte. Am 7. Juni übergaben die Projektleiter Mahdal und Schillinger die beiden 28,5 Meter umfassenden Prozesskrane mit 50 und 25 Tonnen Hublast für Haupt- und Hilfshub an den Auftraggeber. „Die gesamte Anlage ist mit neuester Antriebs- und Steuerungstechnik ausgestattet. Die eingebauten, hochwertigen und robusten Komponenten wie ein 50-Tonnen-Windwerk, von Nopo selbst entwickelte Seilabgänge und extrem geringe Anfahrmaße der Katzen waren entscheidende Punkte für unseren Erfolg“, erklärt Projektleiter Schillinger. Der 56-Jährige weiß, weshalb das Projekt bei Audi klappte: „Je komplexer der Kran in Steuerung und Handling, desto größer sind unsere Vorteile gegenüber großen Herstellern. Nopo-Engineering und Carl Stahl als flexible, noch mittelständische Hersteller und Dienstleister kostet es weniger, von den Serienmerkmalen abzuweichen.“

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