Die richtige Auswahl von Anschlagpunkten

Lasten sicher an- und abschlagen

Was ist eigentlich ein Anschlagpunkt?

Anschlagpunkte sind damit ein wichtiger Teil im Anschlagsystem

Gemäß DGUV Regel 109-017 sind Anschlagpunkte lösbare oder feste Einrichtungen, die an der Last angebracht werden, damit sie angehoben werden kann. Anschlagpunkte gehören somit zu der Gruppe der Anschlagmittel. Tragmittel, Lastaufnahmemittel und Anschlagmittel bilden gemeinsam den Oberbegriff „Lastaufnahmeeinrichtungen“.

 

Lastaufnahmeeinrichtungen von Carl Stahl

 

Muss man Anschlagpunkte verwenden?

Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, DIN EN ISO 12100:2011-3 Sicherheit von Maschinen: Wenn sich die Last z.B. eine Maschine oder ihre verschiedenen Bestandteile aufgrund ihres Gewichtes, ihrer Abmessungen oder ihrer Form nicht von Hand bewegen lassen, muss die Maschine oder jeder ihrer Bestandteile mit Befestigungseinrichtungen ausgestattet sein, so dass diese von Lastaufnahmeeinrichtungen aufgenommen werden kann oder, dass sie mit einer solchen Befestigungseinrichtung ausgestattet werden können (z.B. Gewindebohrungen). Oder so geformt sind, dass die üblichen Lastaufnahmeeinrichtungen leicht angelegt werden können.

 

Welche Montagearten gibt es für Anschlagpunkte?

Anschlagpunkte schraubbar
Anschlagpunkte schweißbar
Anschlagpunkte steckbar

Es gibt verschiedene Varianten von Anschlagpunkten welche zumeist schraub- oder schweißbar zu montieren sind. Steckbare Anschlagpunkte mit Gewindetragbolzen, sind heutzutage ebenfalls eine schnelle und einfach einsetzbare Lösung. Folgende Punkte sind bei der Montage generell zu beachten:
 

  • Die Last darf die Anschlagmittel nicht beschädigen.
  • Das Anschlagmittel darf nicht die Last beschädigen.
  • Der Anbringungsort für einen Anschlagpunkt muss konstruktiv so gewählt sein, dass die eingeleiteten Kräfte vom Grundwerkstoff der Last ohne Verformung aufgenommen werden können.
  • Der Anschlagpunkt muss dabei stets fest und plan auf der Anschraubfläche sitzen. Somit ist das Anzugsmoment für die Verschraubung maßgebend und darf nicht vernachlässigt werden.
  • Ein wichtiger Faktor bei der korrekten Auswahl eines schraubbaren bzw. steckbaren Anschlagpunktes ist die Gewindelänge.
  • Die Zentrierbohrung in der Last muss dabei ausreichend durch das Gewinde des Anschlagpunktes ausgefüllt sein.
  • Die Einschraubtiefe ist anhängig von der Güteklasse der Schraube und dem Grundwerkstoff der Last.
  • Da bei der Krafteinleitung auf das Gewinde Scherkräfte einwirken, führt es bei zu kurzen Gewindelängen unweigerlich zu einem Gewindebruch, was ein Kippen oder Herausrutschen der Last zur Folge hat. Zu lange Gewinde sind ebenso nicht erlaubt.
  • Online-Rechner für die korrekte Einschraubtiefe können auch hier eine Hilfe sein.
  • Längere Schrauben gibt es als Zollgewinde oder metrisches System. Achten Sie bei der Beschaffung auf Ihre Anforderungen.
  • Schweißbare Anschlagpunkte dürfen nur durch geprüfte Schweißer nach EN 287-1 angebracht werden. Auch in der Art der zu verwendenden Schweißnähte unterscheiden sich die Montagevorgaben voneinander.
  • Beachten Sie dabei stets die Montageanleitung des Anschlagpunkt-Herstellers.
  • Ebenso muss die Zustimmung des Herstellers der Maschine vorliegen, an welche der Anschlagpunkt montiert werden soll.

 

Gibt es Anforderungen an Anschlagpunkte?

Kennzeichnung und Tragfähigkeit

Anschlagpunkte müssen gekennzeichnet sein. Neben dem Hersteller, dem Typ und dem CE-Kennzeichen, ist auch die Tragfähigkeit deutlich lesbar auf dem Anschlagpunkt anzugeben. Sie gilt für den belastungsungünstigsten Fall der Belastungsarten. Jeder Anschlagpunkt kann Bauart bedingt eine bevorzugte Belastungsrichtung haben. Für diese Belastungsrichtung darf abweichend von der Tragfähigkeit, für die der Anschlagpunkt gekennzeichnet ist, in der Betriebsanleitung eine höhere Tragfähigkeit angegeben werden. Anschlagpunkte werden herstellerseitig rissgeprüft bzw. prüfbelastet und müssen die zugehörige Last mit mindestens 4-facher Sicherheit gegen Bruch in allen Belastungsrichtungen tragen können. Anschlagpunkte dürfen trotzdem nicht über die Tragfähigkeit hinaus belastet werden. Schrauben mit hohen Zugfestigkeiten, hochvergütete Grundkörper und Aufhängeglieder sind verlässliche Merkmale von qualitativen Anschlagpunkten.Selbstgebastelte Anschlagpunkte stellen ein hohes Sicherheitsrisiko dar! Vermeiden Sie unbedingt den grobfahrlässigen Einsatz von solchen Eigenbauten.

Form und Funktion passend zum Einsatzzweck

Form und Funktion der Anschlagpunkte müssen für den Einsatzzweck geeignet sein. Eine Besonderheit sind Anschlagpunkte für den Bereich Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, welche an spezifischen Merkmalen zu erkennen sind und sich von anderen Anschlagpunkten unterscheiden. (z.B. Herstellungsjahr, tragende Personenanzahl anstatt Tragfähigkeit)

Prüfung der Anschlagpunkte

Anschlagpunkte gelten als Lastaufnahmeeinrichtungen müssen entsprechend den Vorschriften der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und der DGUV Regel 109-017 geprüft werden.

Wie muss angeschlagen werden und wer darf Lasten anschlagen?

Es gilt stets: Die Last muss stark genug und sicher angeschlagen werden. Der Mann an der Last, der Anschläger, bildet zusammen mit dem Kranführer ein Team, das den Lastentransport mit Kranen durchführt. Das Verhalten des Anschlägers ist bedeutungsvoll für den sicheren Transport von Lasten.

Wie schwer darf die Last sein?

Eine direkte Forderung zur Gewichtsangabe auf einem Typenschild gibt es in der Maschinenrichtlinie nicht. Muss jedoch ein Maschinenteil während der Benutzung mit Hebezeugen gehandhabt werden, so ist sein Gewicht leserlich, dauerhaft und eindeutig anzugeben. Daher findet sich meist auf dem Typenschild eine Gewichtsangabe.

Es gibt unterschiedliche Lasten und nicht alle Hebevorgänge werden mit Maschinen durchgeführt.

Das Gewicht einer Last ermittelt sich aus der Dichte (spez. Gewicht) eines Stoffes. Zuvor ist es wichtig das Volumen der Last zu ermitteln Online-Gewichtsrechner gibt es für diverse Grundwerkstoffe und bieten eine schnelle Hilfe.

Wenn Sie aber keinen Online-Rechner nutzen können und auch keine Waage griffbereit haben, müssen Sie selbst rechnen.

Dazu müssen Tiefe, Breite und Höhe der Last multipliziert und mit der Dichte des Werkstoffes (spez. Gewicht) multipliziert werden.

z.B. Eine Last aus unlegiertem Stahl: 1000 mm x 1000 mm x 1000mm x 7,9 g = 7.900 kg/m³

Welche symmetrische Eigenschaft hat die Last?

UNSYMMETRISCHE Lasten

Unter Symmetrie versteht man die Eigenschaft eines geometrischen Gebildes. Wenn das Gebilde nach einer Spiegelung deckungsgleich abgebildet werden kann, ist es symmetrisch. Lasten sind oft nicht symmetrisch und die Masseverteilung ist variabel und liegt dabei außerhalb der Mitte, manchmal sogar außerhalb des Körpers. Wichtig ist daher die Ermittlung des Lastenschwerpunktes (LSP). Bei flüssigkeitsgefüllten Lasten variiert jedoch der Schwerpunkt. Der Lastenschwerpunkt muss sich geometrisch mittig unter dem zentralen Hebepunkt befinden. Das bedeutet für Ihr Anschlagmittel bei einer gleichmäßigen Massenverteilung:

Gleiche Winkel und Stranglängen = mittiger Schwerpunkt. Bei einer ungleichmäßigen Massenverteilung können Sie durch die Verwendung eines mehrsträngigen und verkürzbaren Anschlagmittels, eines Gewichtsausgleichers und/oder eines variabel verstellbaren Lastaufnahmemittels die Position des Lastenschwerpunktes erreichen. Damit wird vermieden, dass die Last kippen kann.

Welches Handling ist angedacht?

Anschlagpunkte im Einsatz

Bevor Sie zum nächstbesten Anschlagpunkt greifen, muss geklärt werden, welches Handling mit der Last unternommen werden soll? Wird die Last nur gehoben, oder wollen Sie die Last zusätzlichen drehen, neigen oder wenden? Ebenso gibt es auch spezielle Rückhaltepunkte, um Lasten sicher auf Ladeflächen zu halten. Diese nennt man Zurrpunkte und besitzen Zurrkraftangaben anstatt Tragfähigkeitsangaben. Für jeden Anwendungsfall gibt es einen passenden Anschlagpunkt.

Sobald die Frage des Last-Handlings geklärt ist, müssen Sie noch festlegen, ob Sie für den Vorgang einen drehbaren und /oder klappbaren Anschlagpunkt einsetzen möchten. Dabei stellen Sie sich die Frage, welche Seite des Anschlagpunktes belastet wird. Drehbare Anschlagpunkte z.B. lassen sich in Lastrichtung einstellen. Andere Varianten ohne Drehfunktion sind stellenweise nur in Klapprichtung belastbar.

 

 

Lassen Sie sich gern zum optimalen Einsatz beraten: Fachberatung zu Anschlagpunkten erhalten

Sind ruckfreie Bewegungen beim Anheben erforderlich?

Einfach gelagerte Anschlagpunkte richten sich beim Anheben in Kraftrichtung aus. Dabei kommt es vor, dass diese Ausrichtung unter Last nicht reibungslos verläuft, sich das Aufhängeglied des Anschlagpunktes verklankt und sich dadurch die aufgestauten Spannungen ruckartig entladen. Diese gefährliche Querbelastung und das ruckartige Absacken der Last führen zu dynamischen Schwingungen im Trag-, Anschlag- und Lastaufnahmemittel und können im schlimmsten Fall zu strukturellen Überbelastungen sämtlicher Komponenten führen. Ein sicherer Hebevorgang ohne Verklankungsgefahr geschieht nur dann ruckfrei, wenn die von Ihnen gewählten Anschlagpunkte im besten Fall mit einem Federmechanismus oder einem Kugellager ausgestattet sind.

Kugellagerte Anschlagpunkte bieten einen weiteren relevanten Sicherheitsnutzen und verhindern das unbeabsichtigte Lösen aus der Last. Doppelt kugelgelagerte Varianten empfehlen sie besonders bei großen Abmessungen und erleichtern Ihnen die Verwendung.

Wie lange ist der Anschlagpunkt mit der Last verbunden?

Sie sollten sich auch immer die Frage stellen, wie lang der Anschlagpunkt mit der Last verbunden sein soll? Eine schnelle und wirtschaftliche Handhabung bei der Montage und Demontage von schraubbaren bzw. steckbaren, aber temporär lösbaren Verbindungen erleichtert Ihnen den Alltag. Es gibt aber auch Einsatzzwecke, wobei der Anschlagpunkt dauerhaft verschraubt werden muss.

Achten Sie darauf, dass sie ein passendes Werkzeug und stets die originalen und geprüften Schrauben, Scheiben und Sicherungsmuttern des Herstellers verwenden. Störende Hindernisse an der Last, zwischen Anschlagpunkt und Lasthaken können heutzutage durch Distanzstücke als Verlängerung überwunden werden.

Werkzeugfreie Anschlagpunkte mit unverlierbaren Schrauben sollten heute schon zu Ihrer Standardausrüstung dazugehören. Veraltete Bauarten von Ringschrauben und Ringmuttern nach DIN 580 bzw. DIN 582 besitzen keine Ausrichtung in Kraftrichtung und sollten vornehmlich nur noch zur dauerhaften Befestigung an Bauteilen wie Motoren, Schaltschränken, Getrieben usw. zu deren Transport verwendet werden.

Bei hohen Lasten steigt auch die Anzahl der Schrauben am Anschlagpunkt, um die Krafteinleitung des Anschlagpunktes in die Last optimal zu verteilen. Schweißbare Anschlagpunkte wie Last- und Ringböcke, Universalanschlüsse und Anbauhaken, sind für unlösbare Verbindungen vorgesehen.

Welchen Anschluss soll der Anschlagpunkt besitzen?

Nun sollten Sie sich noch vergewissern, dass der Anschluss des Anschlagpunktes und das Anschlagmittel zueinander passen. Anschlagpunkte besitzen diverse Anschlussvarianten. Schlaufen, Bügel, Ringe, Ösen, oder Schäkel; aber auch Haken oder sogar Kettenanschlüsse und textile Schlingen sind möglich. Grundlegend ist diese Entscheidung von der Wahl Ihres Anschlagmittels abhängig. Anschlagmittel aus Draht, Kette, Textil oder Seil besitzen unterschiedlichste Endausführungen und die Größe der Lastanbindung (Hakengröße) entscheidet letztendlich über den Anschluss am Anschlagpunkt.

Müssen Anschlagpunkte geprüft werden?

Es gilt der Grundsatz: Anschlagpunkte müssen sich in einem arbeitssicheren Zustand befinden. Anschlagpunkte sind regelmäßig vor dem Gebrauch, z. B. durch den Anschläger, in Augenschein zu nehmen. Nach den Montagearbeiten sowie mindestens jährlich einmal durch einen Sachkundigen zu prüfen und zu dokumentieren.

Legen Sie während der Prüfung den Fokus auf den korrekten Schraubensitz, starke Korrosion, Anrisse der Schweißnaht, Brüche, Verformungen, Vollständigkeit aller Bauteile und Komponenten, Funktionsstörung an Sicherheitseinrichtungen (Schrauben und Muttern), auf Anzeichen von unzulässiger Hitzeeinwirkungen und übermäßigen Verschleiß.

Querschnittsveränderungen >10% oder starken Verschleiß am Lager erkennen Sie an vorhandenen Verschließlinsen. Diese befinden sich meistens am Aufhängeglied und Grundkörper.

Grundsätzlich gilt für den Sachkundigen und auch für den Anschläger; bestehen Zweifel hinsichtlich des arbeitssicheren Zustands, ist der Anschlagpunkt der Nutzung zu entziehen und bei Feststellung von Mängeln die Ablegereife zu erklären.

Damit Anschlagpunkte möglichst lange eingesetzt werden können müssen sie sachgerecht verwendet und gelagert werden. Schützen Sie Ihre Anschlagpunkte vor Witterungseinflüssen und aggressiven Stoffen. Dabei dürfen sie nicht umkippen, herabfallen oder abgleiten können.

Carl Stahl Prüfservice anfragen